Es war ausgesprochen informativ im Haupt- und Finanzausschuss am vergangenen Mittwoch. Herr Dietmar Altenburg stellte in einem eloquenten Vortrag seine Machbarkeitsstudie zum Thema „Freibad in Halle (Westf.)“ vor. Er war es auch, der vor dem Lindenbadneubau (Eröffnung 2014) die Stadt beraten hatte. Zu Beginn brachte er seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass das damals angedachte Gartenhallenbad aufgrund architektonischer Empfehlungen nicht umgesetzt worden ist.
Ein Störgefühl kam auf, als folgende Argumentationskette präsentiert wurde: „Sie sind in Halle gut aufgestellt – denken Sie beim Thema Freibad interkommunal! – es gibt im Umkreis von Halle 18 Bäder mit denen sie konkurrieren.“ In seiner Wettbewerbsanalyse wurde er konkret. Gemeint waren unter anderem die Bäder in Versmold, Bad Rothenfelde, Wellingholzhausen, Wellenfreibad Melle, Neuenkirchen, Lenzinghausen, Jöllenbeck, Senne und Gütersloh, um die mit den größeren Distanzen zu nennen. Zwischen 6 und 8 km Entfernung erreichen wir aus Halle die Freibäder in Borgholzhausen, Werther und Steinhagen, alle anderen in der Studie gelisteten liegen zwischen 10 und 23 km entfernt. Dies sind nicht die Distanzen und Wege, auf denen Eltern ihre Kinder am Nachmittag mit dem Fahrrad in das Freibad fahren sehen. Herr Altenburg wird es ebenso einschätzen, gibt er doch für die 23 km zum Senner Waldbad 22 min. Fahrzeit an; mit dem ÖPNV nicht einmal bei einer durchgehenden U-Bahn-Linie zu schaffen! Offensichtlich liegen seinen Fahrzeiten Pkw-Fahrten zugrunde, die im besten Fall durch Eltern-Sammel-Taxis geleistet werden müssten.
Im weiteren Verlauf der Präsentation der Machbarkeitsstudie wurde von Herrn Altenburg festgestellt, dass das Konzept eines Kombibades am Standort Lindenbad prüfungswürdig ist. Kommunale Grundaufgaben eines Freibadangebotes würden erfüllt, durch Synergien wären die jährlichen Mehrausgaben die geringsten im Vergleich zu anderen dargestellten Varianten. Dies erschien auch Ausschussmitgliedern durchaus sympathisch. Haller Freibadfreunde dürfen gespannt sein, wie sich die Ratsmitglieder in den kommenden Wochen zu diesem Thema äußern. Ein Dankeschön an alle, die für die Beauftragung dieser Machbarkeitsstudie gesorgt haben. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass Profis an so wichtigen Prozessen beteiligt sind.
von Äpfeln und Birnen
Da Dietmar Altenburg sich in seinem Vortrag erlaubte, seine erhöhten kalkulierten Eintrittspreise (Einzelticket Erwachsene und ermäßigt jeweils plus Euro 0,50) mit den Kaffeepreisen bei Starbucks zu vergleichen, erlaube ich mir an dieser Stelle auch eine Gegenüberstellung und Funfacts:
aktuelle Preise | Halle (TWO) | Steinhagen (Gemeindewerke) | Steinhagen |
Lindenbad | Hallenbad | Waldbad | |
Eintritt Erwachsene | 3,50 € | 3,00 € | 2,00 € |
Eintritt ermäßigt | 2,00 € | 1,50 € | 1,00 € |
Zehnerkarte Erw. | 30,00 € | 24,00 € | |
Zehnerkarte erm. | 15,00 € | 12,00 € |
Fun Fact 1: Strom- und Gaskunden der Gemeindewerke Steinhagen haben im Waldbad den gesamten Sommer Montag bis Freitag freien Eintritt.
Fun Fact 2: Im Jahr 2018 erzielten die Gemeindewerke Steinhagen einen Jahresüberschuss in Höhe von 831.000 Euro. Strom- und Gaskunden wurden zum wiederholten Mal am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beteiligt, 480.000 Euro wurden den Kunden rückvergütet.
Wer hat‘s erfunden?
„Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Wesen, Dasein, d. Verf.) nicht bleiben mag.“ (S. 105–106 in der „Sylvicultura […]